Die Küste der Haute Normandie
Ende August fahren wir mit Jeep, Dachzelt und Hunden in die Normandie. Wir verbinden unser Vorhaben, die Normandie und die Bretagne der Küste entlang zu fahren mit ein bisschen Geschichte. Auf den Spuren des D-Day wollen wir die berühmten Strände der Normandie erkunden: Sword Beach, Juno Beach, Gold Beach, Omaha Beach und Utah Beach.
Die Haute Normandie ist geprägt durch ihre Ackerlandschaft und die steilen Klippen welche vertikal zum Meer runter führen. Vielfach ist es möglich auf Feldwegen zwischen Ackern und Kuhweiden bis zu den Klippen vorzufahren. Jedoch trennen uns dann jeweils etwa 50 Höhenmeter vom Strand.



Kein Wildcampen an der Küste der Normandie
Wir kommen in der Haute Normandie an, und fahren gleich zu einem kleinen Dorf am Meer, Criel-sur-Mer. Dort machen wir einen kurzen Halt um den Meeresduft einzuatmen (welcher grad durch die Ebbe stark nach totem Fisch riecht) und um die steilen Klippen zu bestaunen. Kaum stehen wir eine Minute da, eilt ein Hausbesitzer von der anderen Strassenseite zu uns rüber. Alex unterhält sich mit ihm und versichert ihm, dass wir nicht vorhaben an diesem Ort zu campen. Die Gendarmerie (= Polizei) sei hier sehr präsent und dulde kein Wildcampen an der Küste, vor allem nicht während der Hauptsaison, erklärt er uns freundlich. Im Landesinnern könnten wir es versuchen, aber auch dort sei es eigentlich nicht erlaubt.
Wir entscheiden uns, diesmal Campingplätze anzufahren um unsere Ruhe zu haben nach unserer kürzlichen Erfahrung mit den tschechischen Rangers… Wahrscheinlich ist es einfacher mit einem Van, da nicht so auffällig wie mit dem Dachzelt.



Das Monument Costes et Bellonte
Auf der Steilküste oberhalb von Saint-Valéry-en-Caux liegt das Monument Costes et Bellonte. Die beiden Piloten Dieudonné Costes und Maurice Bellonte haben es 1930 als Erste geschafft, den Atlantik mit dem Flugzeug ohne Zwischenstopp von New York nach Paris zu überqueren. In Gegenrichtung von Osten nach Westen wurde dieser Flug über den Atlantik bereits 1927 von Charles Lindbergh erfolgreich bestritten.



Schönster Campingplatz in Trouville-sur-Mer
Bei Trouville-sur-Mer finden wir einen der schönsten Campingplätze, le Chant des Oiseaux direkt an der Küste der Haute Normandie. Wie es der Name schon sagt, ist der ansonsten ruhige Campingplatz mit viel Luft zum Atmen und viel Privatsphäre geprägt durch das Singen der Möwen. Mit einem Golfcart vor uns werden wir zu unserem Platz begleitet. Etwa ein halbes Fussballfeld nur für uns und pure Meeressicht. Wir entscheiden uns dort gleich zwei Nächte zu bleiben, um unsere Batterien (unsere eigenen und die Goal Zero) aufzuladen.




Ebbe und Flut in der Hafenstadt Trouville-sur-Mer
Wir besuchen die Stadt Trouville-sur-Mer, eine typische Hafenstadt mit Strand, Fischmarkt, Casino und vielen Shopping Möglichkeiten. Am Zufluss zum Meer, welcher diese Stadt von ihrer Nachbarsstadt Deauville trennt, wird die Macht der Gezeiten enorm spürbar. Dies merken wir im Vergleich zum nächsten Tag, wo wir ein Foto an fast derselben Stelle machen.


Die Landungsstrände des D-Day in der Basse Normandie
Auf den Spuren des D-Day besichtigen wir die fünf berühmten Landungsstrände der Alliierten vom 6. Juni 1944 in der Basse Normandie. Kaum mehr vorstellbar, was sich hier vor 75 Jahren abgespielt hat. Massive Bunkeranlagen, entlang dem ganzen Küstenstreifen strategisch positioniert, haben sich über die Jahrzehnte praktisch selbstverständlich in die Landschaft eingefügt. Ein sehr guter und ausführlicher Text ist zum Beispiel hier zu finden: Geo Epoche, D-Day: Invasion in der Normandie. Unsere Reise führt uns in folgender Reihenfolge zu den fünf verschiedenen Landungsstränden:
- Sword Beach
- Juno Beach
- Gold Beach
- Omaha Beach
- Utah Beach

Sword Beach, der Landungsstrand der Engländer an der Küste der Normandie
Strahlender Sonnenschein begleitet uns auf unserer Reise zur Geschichte der Landungsstrände der Alliierten. Die hübsche, überschaubare Ortschaft Saint-Aubin-sur-Mer markiert den Endpunkt des Sword Beach welcher der Landungsstrand der Engländer war. In diesem, sowie in vielen anderen Dörfern hängen Plakate an den Leuchtenmasten, welche jeweils einem Soldaten gewidmet sind. Das lässt uns zum ersten Mal bewusst werden, wieviele Menschen hier gekämpft und dabei ihr Leben verloren haben.



Kanadisches Juno Beach Center in Courseulles-sur-Mer
Der Küstenabschnitt des Juno Beach war den Kanadiern zugewiesen. Der Juno Beach Park in Courseulles-sur-Mer ist eine gigantische Anlage mit Bunkern, Gedenkstätten und einem Museum in Form eines Ahornblatts, das Juno Beach Center. Der Juno Beach Park war während des Krieges ein deutscher Stützpunkt und ein grosser Kriegsschauplatz.

Omaha Beach, der längste Küstenabschnitt des D-Day
Entlang des Gold Beach führt uns unsere Reise weiter zum längsten Küstenabschnitt des D-Day, Omaha Beach. An diesem Strand, welcher sich über einen etwa zehn Kilometer langen Küstenabschnitt erstreckt, sind im Jahr 1944 US-amerikanische Truppen gelandet. Teilweise ist dieser Strand durch etwa 30 Meter hohe Klippen begrenzt, welche den Einmarsch nahezu verunmöglichten.
DDay Omaha Museum in Vierville-sur-Mer
Beim DDay Omaha Museum in Vierville-sur-Mer gibt es verschiedene Relikte aus der Kriegszeit am Omaha Beach zu sehen. So zum Beispiel dieses karge Landungsboot welches mit klammem Gefühl erahnen lässt,wie sich die schutzlosen Soldaten dem Feind stellen mussten. Das Museum widmet sich der Operation Overlord am Omaha Beach, bei der die meisten Soldaten ihr Leben liessen.

Der amerikanische Soldatenfriedhof am Omaha Beach
Auf einem wunderschönen Stück Land in Colleville-sur-Mer am Omaha Beach liegt der amerikanische Soldatenfriedhof. In der Mitte steht das riesige Monument, die Gedenkstätte für all die gefallenen Soldaten bei der Operation Overlord. Die Anzahl der geometrisch aneinander gereihten weissen Kreuze ist schier unendlich und macht einem erst wirklich bewusst wieviele Soldaten hier ihr Leben verloren haben. Vom Friedhof aus geniesst man eine prächtige Aussicht auf das Meer und Omaha Beach.
Vor dem Friedhof gibt es einen riesigen Parkplatz, der amerikanische Soldatenfriedhof ist sehr gut besucht. Leider, aber auch verständlicherweise, sind Hunde auf dem Areal nicht erlaubt.



Utah Beach
Der letzte Abschnitt unserer D-Day Exkursion führt uns zum Utah Beach. Spürbar ist die Geschichte des D-Day lediglich anhand der teils zerbombten und teils völlig unbeschadeten Bunkeranlagen. Graffitis und Pflanzenranken zeugen davon, dass der Krieg schon lang vorbei, aber nicht vergessen ist. Noch immer sind diese Anlagen ein Bestandteil der Landschaft und erinnern an die Befreiung durch die Alliierten vor 75 Jahren.


Pferde auf dem Strand von Utah Beach
Auch hier herrscht ein emsiges Treiben von Traktoren auf dem Strand, welche zu ihren Muschelplantagen fahren. Der Strand ist bei Ebbe so weitläufig, dass die Hunde frei rum rennen können, während dem ein Pferd mit Sulky vorbeitrabt.



Ein stinkender Jeep und ein kotzender Hund
Nach unserer historischen Exkursion widmen wir uns wieder unseren eigenen Spässchen. Dafür fahren wir auf der Traktorenroute in der Nähe von Saint-Vaast-la-Hougue bei Ebbe auf den Strand um unseren Jeep am Strand zu testen. Der Strand ist voll mit ziemlich übel riechenden Algen und durch die Ebbe scheinen ein paar Fische nicht den Anschluss gefunden zu haben welche tot am Strand liegen. Entsprechend riecht auch unser Jeep nach dieser kleinen Eskapade.
In Jonville finden wir einen schön gelegenen Campingplatz, wo wir uns etwas abseits vom Jeep ein gemütliches Abendessen zubereiten. Die Nacht im Dachzelt ist etwas stickig, da es sich anfühlt als würden wir inmitten eines Fischmarktes schlafen. Mila kann leider nicht damit aufhören am Jeep zu schlecken, was sich am nächsten Morgen mit Erbrechen quittiert.





Ausfahrt in die Dünen
Mit unserem frisch gewaschenen Jeep und einem ausgekotzten Hund suchen wir uns einen Weg in die Dünen um ein bisschen Spass im Sand zu haben. Tatsächlich finden wir eine Route ohne Fahrverbot und fahren kreuz und quer durch die Dünen. Keine Menschenseele weit und breit.
Wir sind erstaunt darüber, wie vielfältig die Landschaft in der Normandie ist. Zuerst die steilen Klippen welche den Abschluss bilden von flachen Ackerflächen zu den Küsten der Haute Normandie. Dann die hügelige Landschaft der Basse Normandie mit den Landungsstränden und Bunkeranlagen als Zeitzeugen des zweiten Weltkrieges. Und jetzt befinden wir uns inmitten einer Dünenlandschaft welche aussieht wie von einem anderen Planeten.


Der Mont Saint-Michel
Unser letztes Ziel in der Normandie ist der berühmte Mont Saint-Michel, bevor es weitergeht in die Bretagne. Ein Teil des Dorfes befindet sich auf dem Festland und beinhaltet alle Hotels, Campingplatz etc. Der andere Teil ist die berühmte felsige Insel selbst, welche von der Abtei Mont Saint-Michel dominiert ist. Damit wir am nächsten Morgen vor den Menschenmassen dort sind, machen wir es ganz schlau und peilen den Campingplatz von Mont Saint-Michel an. Vor dem Dorf stehen wir in einer Autoschlange und sehen eine Barriere. Die Leute scheinen irgendwas am Automaten einzugeben. Wir biegen vor der Barriere ab Richtung öffentlicher Parkplatz. Auf die Anfrage wie wir zum Camping kommen, informiert uns der freundliche Parkplatz Einweiser, dass wir reservieren müssen und dann einen Code für die Barriere erhalten.
Ohne Reservation kein Einlass ins Dorf
Ohne Reservation in einem Hotel oder auf dem Camping kein Einlass ins Dorf. Dann ist das Dorf nur zu Fuss vom öffentlichen Parkplatz oder mit dem Shuttlebus erreichbar. Wir rufen also beim Camping an, reservieren und erhalten einen Code. Der Camping ist ehrlich gesagt alles andere als gemütlich, aber wir sind an vorderster Front für den Mont Saint-Michel. Nebst den Kosten für den Campingplatz von rund 30 Euro werden zusätzlich für den reinen Aufenthalt im Dorf mit dem Auto 9 Euro für 24 Stunden fällig.
Pilgerweg zum Mont Saint-Michel
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg, zu Fuss ist der Mont Saint-Michel in 30-45 Minuten erreichbar. Ansonsten gibt es noch den Shuttlebus, auf welchem jedoch keine Hunde erlaubt sind. Und der Fussmarsch lohnt sich, ähnelt fast einem Pilgerweg, den Mont Saint-Michel stets vor den Augen. Die steigende Flut ist unser Begleiter auf der neuen, autofreien Brücke zum Hügel.



Die Flut macht uns einen Strich durch die Rechnung
Leider haben wir, wie viele andere offensichtlich auch, die Gezeiten nicht eingerechnet. Ausserdem war uns nicht bewusst, dass die neue Brücke bei Flut vor dem Mont-Saint-Michel komplett unter Wasser steht und der Zugang nur per Stand Up Paddle, Boot oder Schwimmaktivität erreichbar ist. An diesem Tag hat der Höhenunterschied zwischen Ebbe und Flut unglaubliche 11 Meter ausgemacht.
Da es ab jetzt etwa eine bis zwei Stunden dauert bis der Mont-Saint-Michel wieder erreichbar ist und immer mehr Touristen in Scharen anströmen, machen wir uns um eine Erfahrung reicher auf den Rückweg.



Der Mont Saint-Michel damals und heute
Beim Stöbern durch alte Fotos von meiner Familie, habe ich zwei Fotos gefunden welche 1992 am gleichen Ort aufgenommen wurden. Damals hatte es einen grossen Parkplatz für PKW und Busse direkt vor dem Mont Saint-Michel. Im Rahmen eines Renaturierungsprojektes wurde die neue Holzbrücke gebaut und der Parkplatz auf das Festland verschoben.


Fazit:
Wild Campen in der Normandie
Da wir Ende Sommerferien unterwegs waren und vorgewarnt wurden, dass das Wild Campen an der Küste der Normandie problematisch ist, haben wir uns hauptsächlich auf Campingplätzen aufgehalten. Diese waren alle sehr unproblematisch mit Hunden. Mit dem Dachzelt waren wir ziemliche Exoten und so ergab sich das eine oder andere nette Gespräch. Die offiziellen Campingplätze der Gemeinde sind meistens einiges günstiger, dafür hat es da auch mehr Camper und es ist ziemlich viel los.
Hunde in der Normandie
Hunde scheinen in der Normandie beliebt zu sein. Wir hatten nirgends Probleme. Die Einreisebestimmungen sind wie in jedem Land vorher genau zu studieren, v.a. was Listenhunde betrifft. Wir haben Maulkörbe für die beiden immer im Auto dabei, mussten diese aber noch nie benutzen.
Vegan in der Normandie
Die traditionellen Gerichte wie Muscheln, Crêpes oder Galettes (salzige Crêpes) haben wir wegen den tierischen Ingredienzen ausgelassen, dafür haben wir umso mehr Baguettes (immer vegan) gegessen und Cidre getrunken. Es hat sehr viele Bioläden (z.B. Biocoop), welche ein gutes Assortiment an veganen Produkten haben. Natürlich gibt es diese Auswahl auch in Supermärkten, wir haben nur die Erfahrung gemacht, dass die veganen Produkte in Bioläden schneller ausfindbar zu machen sind.
Die wichtigsten französischen Begriffe für Veganer
Rein Pflanzlich = Végétal
Fleisch = Viande
Fisch = Poisson
Milch = Lait
Ei = Oeuf
Butter = Beurre
Käse = Fromage